ICO HD – Review (PS3)

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Story:
 
Die Geschichte startet in einem dichten Wald, durchflutet von den ersten Strahlen der Morgensonne. In ihm sind drei Reiter unterwegs, um eine schwerwiegende Aufgabe zu erfüllen. Ihr Ziel ist ein altes, verlassenes Schloss, welches sich am Rande des Waldes auf einer kleinen, nicht weit vom Festland liegenden Klippeninsel befindet. Ihre Aufgabe besteht darin, ihren Begleiter dort hinzubringen. Ihr Begleiter ist Ico, der ca. 13-jährige Protagonist. Ico ist ein Kind, welches mit Hörnern geboren wurde. Diese werden als Fluch angesehen, der in jeder Generation bei einem Kind zuschlägt. Dieses Kind muss in das bereits erwähnte Schloss gebracht werden, wo es zurückgelassen wird. Dieser harten Realität steht nun auch Ico gegenüber. Als die Männer den Rand des Waldes erreichen, sehen sie das gewaltige Schloss vor sich. Mit einem Boot legen sie an einem Steg unterhalb des Schlosses an und gelangen über einen alten Fahrstuhl in eine große Halle. Dessen Wände sind mit steinernen Sarkophagen gepflastert, von denen einer für Ico bestimmt ist. Einer der Männer öffnet einen der Sarkophage, setzt Ico hinein und fesselt ihn. Danach verschließt er wieder den Sarkophag und mit den Worten „Sei nicht böse auf uns, es ist zum Wohle des Dorfes.“ verlassen die Männer das Schloss.
 
Doch Ico hat sich noch nicht mit dem Gedanken abgefunden, einfach auf sein Ende zu warten. Er rüttelt und zerrt an seinem steinernen Gefängnis und mit ein bisschen Glück schafft er es, den Sarkophag aufzubrechen. Bei dieser Aktion wird Ico aus seinem Sarkophag geworfen, was ihm kurz ohnmächtig macht. Als er wieder zu sich kommt beginnt er einen Weg zu suchen, um das Schloss zu verlassen. Schon nach kurzer Zeit gelangt er dabei in einen gewaltigen Turm, in dem er ein geheimnisvolles Mädchen namens Yorda trifft. Sie wird in einem riesigen, eisernen Vogelkäfig gefangen gehalten, weshalb Ico annimmt, dass sie aus einem ähnlichen Grund ins Schloss gebracht wurde und befreit sie. Dies geschieht jedoch nicht ohne Aufmerksamkeit zu erregen, denn kurz darauf erscheint ein gespenstisches Schattenwesen, das Yorda aufsammeln und entführen will. Ico lässt seine neue Begleiterin jedoch nicht im Stich und vertreibt das Monster. Auch wenn er nicht weiß, warum das Mädchen von diesem Schattenmonster attackiert wurde, nimmt er sie fortan mit auf seiner Reise, einen Ausweg aus dem Schloss zu finden.
 
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Die Geschichte von ICO ist nicht gerade komplex oder besonders tiefgründig, erzählt sich aber in einer für den Zuschauer sehr überraschenden Weise. Über die meiste Zeit des Spiels ist nämlich das, was ich gerade zusammengefasst habe, so ziemlich alles, was man von der Geschichte erfährt. Erst zum Ende hin wird dem Spieler bewusst gemacht, welchen Ausmaß die Ereignisse des Spiels eigentlich haben, was in einem großen Aha-Moment endet. Weiterhin gibt das Spiel dem Spieler viel Raum für eigene Interpretationen. Nicht alles wird vom Spiel direkt erklärt, sondern überlässt es der Fantasie des Spielers, sich diese Hintergründe auszumalen.
 
Gameplay:
 
Ziel des Spiels ist es als Ico gemeinsam mit Yorda aus dem Schloss zu entkommen. Um das zu schaffen müssen die beiden im wahrsten Sinne des Wortes Hand in Hand arbeiten, damit sie die Rätsel lösen können, die das Schloss ihnen in den Weg stellt. Hier ist es die Aufgabe des Spielers, Yorda zum Ende eines Areals zu führen, wo sich eine Wand aus Steingötzen befindet. Diese kann durch das Mädchen geöffnet werden, doch da sie sehr fragil ist, ist sie auf die Hilfe des Spielers angewiesen, der sie zum Ende des Areals führen muss, indem man durch drücken und halten der R1-Taste Yorda an der Hand hält und sie hinter sich her zum Ziel führt. Allerdings fordern die Rätsel den Spieler in den meisten Fällen dazu auf, sie loszulassen und nach Wegen zu suchen, damit Yorda das Ende des Areals zu erreichen kann. Die Rätsel sind sehr klassisch gehalten und bedienen sich in den meisten Fällen an typischen Schalter- und Schieberätsel. Gelegentlich implementieren sie auch Jump ‚n‘ Run-Einlagen um höher gelegene Plattformen oder Schalter erreichen zu können. Da die Rätsel sehr simpel sind, fallen sie in der Regel auch nicht gerade schwierig aus, doch dafür fügen sie sich gut in die Kulisse des alten, verlassenen Schlosses ein und fühlen sich in keinem Falle unnatürlich oder fehlplatziert an.
 
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Neben den Rätseln besteht das Gameplay vor allem aus Kämpfen. In diesen tauchen Schattenmonster aus dem Nichts auf und versuchen Yorda zu entführen. Der Spieler muss dies verhindern und bedient sich daher der Waffen, die er im Schloss findet, wie z.B. Stöcken oder Schwertern. Die Kämpfe an sich sind jedoch sehr simpel. Ico beherrscht nur ein paar Angriffe und die Schattenmonster unterscheiden sich auch nur geringfügig in ihren Fähigkeiten. Die Kämpfe verkommen dadurch recht schnell zu einem endlosen draufgekloppe, bei dem kaum Timing oder Taktik gebraucht wird. Dennoch können die Kämpfe eine gewisse Spannung erzeugen, denn anders als in anderen Spielen sind Kämpfe nicht Teil des Gameplays, um den Spieler vor eine Herausforderung zu stellen. Sie sind vielmehr dazu dar, die beiden Charaktere weiter zusammenrückenzulassen. Anstatt Gegner in einer ausgeklügelten 1000-Schläge-Kombo auszuschalten, ist es hier das Ziel, sie nicht an Yorda heranzulassen.
 
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Hier wird der Grundgedanke hinter dem Gameplay deutlich. Alles was der Spieler macht ist auf Yorda fokussiert. Die Rätsel sind so aufgebaut, um sie sicher von Punkt A nach Punkt B zu geleiten und Kämpfe dienen nur dazu, um sie zu beschützen. Jeder Aspekt, der von ihr ablenken würde, wurde aus dem Spiel entfernt. Aus diesem Grund gibt es kein ausgeklügeltes Kampfsystem und keine aufwendigen Rätsel, da diese den Spieler von seinem eigentlichen Ziel ablenken würden. Deswegen ist das Gameplay auch nicht jedermanns Sache, denn die extreme Fokussierung bringt nun mal diese extreme Reduzierung auf wenige Kernelemente mit sich. Doch dieses Gameplay hat auch einen großen Vorteil, auf den ich später noch zurückkomme.
 
Technik:
 
Auch bei der Technik leistet sich ICO einige Schnitzer. Die größten Kritikpunkte liegen bei der Kameraführung und der Steuerung. Die Kamera im Spiel ist sehr gewöhnungsbedürftig. Anstatt auf Ico zentriert zu sein, gibt es vorgegebene Kameraeinstellungen, zu denen gewechselt wird, sobald er die entsprechende Position im Spiel einnimmt. Die Einstellungen sind so gewählt, dass sie in der Regel in die Richtung zeigen, in die Ico als nächstes gehen muss und somit als eine Art Richtungsweiser dienen. Dennoch kann man trotz fließender Übergänge gern mal die Übersicht verlieren, da man sich nicht frei umsehen kann. Man kann zwar die Kamera bewegen, durch die übersensible Reaktion verliert man aber Ico schnell aus den Augen. Die Steuerung selbst hätte noch etwas feinschliff vertragen können. Besonders wenn Ico an Kanten steht, erweist sie sich als sehr hakelig und manchmal ist es schwer einzuschätzen, ob man nun doch noch von der Kante abrutscht, oder man sich fängt. Was ich auch nicht ganz nachvollziehen kann ist die Standard-Tastenkonfiguration. Mit Dreieck springen und mit X Schalter aktivieren? Wer kam auf diese glorreiche Idee? Immerhin kann man in den Optionen die Tastenbelegung nach Belieben verändern und sich so im Handumdrehen mit ein paar Klicks eine altbekannte Tastenbelegung für Action-Adventures zusammenbasteln.
 
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Was die Grafik angeht darf man heute nicht mehr allzu hohe Ansprüche an das Spiel stellen. Das Spiel ist schließlich aus dem Jahre 2001, hat also bereits 15 Jahre auf dem Buckel und wurde ursprünglich auch noch für die erste PlayStation entwickelt. Schön ist das Spiel demzufolge heute nicht mehr. Dafür hat es aber einige technische Besonderheiten. So ist ICO eines der ersten Spiele überhaupt, welche Blooming Lighting einsetzte. Dieser Effekt erzeugt blendendes Licht, ein Mittel, das heute Standard in Videospielen ist. Besonders überzeugend ist das Spiel bei seinen immer noch sehr guten Animationen. Diese können sich nach wie vor sehen lassen und tragen einen großen Teil dazu bei, dass man sich schnell mit den Charakteren identifizieren kann. Ebenfalls bemerkenswert ist, wie gut die KI von Yorda funktioniert. Ich habe dieses Spiel nun bestimmt ein Dutzend Mal durchgespielt, aber bis auf ein paar wenige Male hat sie immer so reagiert, wie ich es erwartet habe.
 
Präsentation:
 
Die größte Stärke des Spiels ist definitiv die Atmosphäre und darunter fällt auch das, was ICO unter allen Spielen einzigartig macht, nämlich wie es eine Bindung zu einem Charakter aufbaut. Wie bereits im Gameplay-Teil erwähnt ist wirklich alles in diesem Spiel auf Yorda fixiert. Diese enorme Fokussierung auf sie bewirkt, dass man irgendwann ein Gefühl der Fürsorge für sie entwickelt. Was um einen herum passiert wird völlig nebensächlich. Solange es ihr gut geht, geht es auch dem Spieler gut. Noch nie zuvor habe ich ein Spiel gespielt, welches es schafft, durch simple Interaktionen mir einen Charakter so nahezubringen und vor allem so tiefschürfend. Es ist eine herausragende Leistung und für mich der Hauptgrund, warum ICO so ein Kultklassiker geworden ist. Aber auch der Rest des Spiels ist atmosphärisch super. Das Schloss zum Beispiel fühlt sich sehr offen und weitläufig an, obwohl man eigentlich die ganze Zeit über bloß einem Pfad folgt. Auch die Areale unterscheiden sich in ihrer Stimmung. Außenareale, in denen die Freiheit für Ico und Yorda am greifbarsten ist, fühlen sich durch natürliche Geräusche sehr behaglich an, während Innenareale durch ihre dunkle Stimmung und die nahezu komplette Ruhe eher unbehaglich wirken. Daher wurde zum Großteil auch auf Musik verzichtet, da diese die aufgebaute Immersion zerstören würde.
 
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Fazit:
 
ICO ist kein Spiel für die breite Masse, doch für mich ist es die beste Spielerfahrung die ich jemals mit einem Videospiel hatte. Wie die Entwickler es geschafft haben, dass der Spieler eine solch starke Bindung zu einem Charakter aufbaut, den man eigentlich nur an der Hand hält, ist etwas, was mich sehr beeindruckt hat. Wenn ich einen Hut hätte, würde ich ihn für diese grandiose Leistung von meinem Kopf ziehen. Dieses Spiel ist ohne Frage ein Meisterwerk, was mich auch nach dutzenden Malen des Durchspielens jedes Mal wieder aufs Neue begeistern kann.
 
Ich vergebe 9,5/10 Punkten an ICO.
 
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